Fahrradintensivtraining in Bremen und Bremerhaven 31.07.2021 Fahrradtraining für Kinder, die Nachholbedarf haben In den ersten beiden Wochen der Sommerferien 2021 gab es an Bremer- und Bremerhavener Schulen einen Fahrradintensivkurs für Kinder, die noch Mühe beim Fahrradfahren haben. Nach einer Woche Intensivtraining war der ‚Fahrradführerschein‘ das Ziel. Das Thema „Verkehrserziehung“ ist in allen Jahrgängen der Grundschule ein regelmäßig wiederkehrendes Thema. Die Schule hat hier u.a. den Auftrag, die Kinder zu sicheren Verkehrsteilnehmer:innen zu machen. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV: Im 4. Jahrgang wird insbesondere die Verkehrsteilnahme als Radfahrer:innen thematisiert. Dabei geht es um Verkehrsregeln und die Fahrräder der Kinder werden auf ihre Verkehrssicherheit hin überprüft. Die Kinder nehmen abschließend alle an einer theoretischen und praktischen Fahrradprüfung teil. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Kinder, die die praktische Prüfung nicht bestehen, zunimmt. Das lässt sich in Stadtteilen beobachten, in denen das Fahrradfahren in der Ursprungskultur der Kinder nicht so selbstverständlich ist wie in Bremen und Bremerhaven, aber inzwischen auch vermehrt in privilegierten Stadtteilen. Die Kinder haben das Fahrradfahren zuhause nicht oder nicht sicher gelernt. Der Fahrradparcours, der in Vorbereitung auf die Prüfung an den Schulen aufgebaut wird, steht zwar während der Unterrichtseinheit mehrfach zur Verfügung, aber das reicht nicht aus, damit diese Kinder zu sicheren Radfahrer:innen werden. Bislang gab es kein ergänzendes Angebot für die Schüler:innen, die den sogenannten Fahrradführerschein nicht bestanden hatten. Es musste „hingenommen“ werden, dass ein Teil der Kinder das Fahrradfahren nicht gelernt hat. Dies wollen wir nun ändern. Außerdem sollen auch die Schüler:innen, die sich beim Fahrradfahren nicht so sicher fühlen, zu sicheren Radfahrer:innen werden, damit das Rad als umweltfreundliches Verkehrsmittel im Zuge der Verkehrswende noch mehr genutzt wird. Es besteht also Handlungsbedarf. Um die Anzahl der Kinder zu erhöhen, die mit dem Wechsel zu den weiterführenden Schulen sicher Fahrrad fahren können, wird in dieser Woche und in der nächsten Woche für die Schüler:innen jeweils ein einwöchiger Fahrrad-Intensivfahrkurs angeboten. Für die Parcours werden Roller und Fahrräder genutzt. Begonnen wird mit gezielten Übungen, die die Motorik der Teilnehmer:innen schulen. Es gibt auch einen theoretischen Teil und natürlich die Fahrradwerkstatt. Alle mitgebrachten Fahrräder werden gemeinsam überprüft. Ziel ist es, die teilnehmenden Kinder zu sicheren Fahrradfahrer:innen zu schulen, sowohl in Bezug auf die Verkehrsregeln als auch auf das sichere Beherrschen des Fahrrads. Unterstützt wird diese Idee, als eine der ersten Verkehrspräventions-Aktionen ‚nach CORONA‘ vom Aktionsbündnis ‚ABER SICHER!‘, der Polizei, der Landesverkehrswacht Bremen e.V., Trägern von Verkehrspräventionsarbeit, vom Bremer Senat/Magistrat der Stadt Bremerhaven, der GEWOBA, der Proske Stiftung, der Ursula Wulfes Stiftung, der Bürgerstiftung Bremen, der Schuloffensive Bremen, der Unfallkasse Bremen, der Umweltbildung Bremen, des Rotary Club Bremen Weser und der Bremischen Kinder- und Jugendstiftung. Wir sind nun glücklich, dass es uns in der 30. KW gelungen ist, gut 140 Kinder auf ihren eigenen Fahrrädern oder von uns gestellten Leihfahrrädern fit für den Straßenverkehr zu machen. 10-Jährige, die am Montag noch nicht einmal Roller fahren konnten, waren ab Mitte der Woche in der Lage, das Gleichgewicht auf dem Fahrrad zu halten. Andere Kinder, die vorher schon Fahrradfahren konnten, aber noch große Schwierigkeiten in der Koordination und Beherrschbarkeit ihres Fahrrades hatten, haben im Laufe der Woche beides gut in den Griff bekommen und am Freitag ohne Probleme den Fahrradpass erworben. Nur vier Kinder haben die praktische Prüfung am Freitag noch nicht bestanden, sind aber nun so weit, dass sie dies mit ein wenig weiterer Übung auch in Kürze schaffen werden.An allen vier Standorten in Bremen (Grundschule Delfter Straße in Huchting, Grundschule Glockenstraße in Hemelingen, Grundschule Halmerweg in Gröpelingen, Jacobs Universität in Grohn) und zwei Schulen in Bremerhaven (Surheider Schule und Pestalozzischule) hatten alle Kinder viel Spaß und Freude am Fahrradfahren und waren am Freitag traurig, dass diese intensive Fahrrad-Woche schon vorbei war.Für den Parcours wurden Roller und Fahrräder genutzt. Begonnen wurde mit gezielten Übungen, die Motorik der Teilnehmer:innen zu schulen. Es gab daneben einen theoretischen Teil und natürlich die Fahrradwerkstatt. Alle mitgebrachten Fahrräder wurden gemeinsam überprüft und repariert.Wer kein Fahrrad oder keinen Helm besaß, bekam beides von uns gestellt. Im Laufe der fünf Tage wurden die teilnehmenden Kinder zu sicheren Fahrradfahrern geschult, insgesamt 25 Stunden Theorie und Praxis und einer individuellen Betreuung je nach Entwicklungsstand. Zum Abschluss nahm am Freitag jeweils ein Kontaktpolizist die praktische Fahrradprüfung ab.Genauso wie unser Schülerarbeitsheft zur Fahrradausbildung, das allen vierten Klassen kostenlos zur Verfügung gestellt wird, oder die Anschaffung von Leihrollern zur vorbereitenden Übung, sollen diese Fahrradintensivkurse nach Möglichkeit jeden Sommer wieder angeboten werden. Dann hoffen wir, noch mehr Kinder und Eltern zu erreichen. Jedes Kind, das Fahrradfahren kann und sein Fahrrad sicher beherrscht, ist ein Gewinn für uns alle. Lesen Sie dazu auch den nachfolgenden Artikel aus der Zeitung Quelle: Weser-Kurier vom 29.07.2021 Text: Anne Gerling Von Sommerpause war auf dem Hof der Grundschule Halmerweg in der ersten Ferienwoche wenig zu spüren: 35 Viertklässler drehten dort vergnügt auf Fahrrädern ihre Runden, schlängelten sich zwischen rot-weißen Pylonen hindurch, balancierten über eine Wippe und griffen während im Vorbeifahren nach Tennisbällen, mit denen sie anschließend auf einen Turm aus leeren Blechdosen warfen. Fünf Tage lang ist das Rolli-Mobil-Team der Landesverkehrswacht Bremen vor Ort und baut einen Fahrradparcours auf, an dem die Kinder Geschicklichkeit und Gleichgewichtssinn trainieren können. Am morgigen Freitag, 30. Juli, ist für die Kinder dann der große Tag: Dann wollen die Mädchen und Jungen bei „ihrem“ Kontaktpolizisten im zweiten Anlauf den Fahrradführerschein machen.Denn auch wenn eigentlich alle Kinder hier der Meinung sind, dass sie gut Fahrrad fahren können, so sind sie doch noch nicht sicher genug für den Straßenverkehr. So klappt zum Beispiel das Abbiegen mit ausgestrecktem Arm noch nicht oder die Kinder vergessen den Schulterblick vor dem Abbiegen. „In manchen Quartieren haben bis zu 90 Prozent der Grundschüler keinen Fahrradführerschein. Das ist sehr viel. Und entweder man nimmt es hin, oder man sagt: Wir wollen das ändern“, sagt Verena Nölle, Koordinatorin für Verkehrserziehung bei der Landesverkehrswacht.Und deshalb hat nun erstmalig das Aktionsbündnis „Aber sicher! – Gemeinsam für ein verkehrssicheres Bremen“ einen fünftägigen Fahrradintensivkurs in Gröpelingen und in anderen Grundschulen in Huchting, Hemelingen, Grohn und Bremerhaven auf die Beine gestellt und damit bundesweit unter den Landesverkehrswachten für Aufsehen gesorgt. Fünfmal fünf Stunden wird nun Theorie und Praxis geübt. Bevor die Viertklässler im Fahrrad-Parcours der Landesverkehrswacht Geschicklichkeit und Motorik trainieren, wurden in der Fahrradwerkstatt gemeinsam alle mitgebrachten Fahrräder überprüft und probeweise auch ein Reifen geflickt. Am Fahrrad-Simulator lernen die Kinder dann Gefahrensituationen kennen – etwa, wenn sich unerwartet am Straßenrand eine Autotür öffnet oder ein Ball auf die Straße rollt. „Ziel ist es, die teilnehmenden Kinder zu sicheren Fahrradfahrern zu schulen, sowohl in Bezug auf die Verkehrsregeln als auch auf das sichere Beherrschen des Fahrrads“, so Nölle. Das Problem bestehe schon seit Jahren, bestätigt Grundschulreferentin Nikola Schroth aus dem Bildungsressort: „Das hat nichts mit Corona zu tun.“ Vielmehr lernten offenbar immer mehr Kinder das Fahrradfahren zuhause nicht, was auch durch die Trainingseinheiten in der Schule nicht ausgeglichen werden könne. Insgesamt machen in Bremen und Bremerhaven etwa 140 Kinder mit, in Gröpelingen ist das Angebot dabei von besonders vielen Eltern angenommen worden: 35 Kinder nehmen dort am Fahrradintensivkurs teil – und haben dabei so viel Spaß, dass ihnen sogar das frühe Aufstehen nichts ausmacht. Mit der linken Hand beim Fahren einen Tennisball aus einem Korb holen: Das sei für ihn der schwierigste Part, erzählt der zehnjährige Marcelino. Der gleichaltrige Metin findet den Parcours gut, weil man sich dabei bewegen muss: „Ich mag alles, was gesund ist.“ Für Verena Nölle hängt insbesondere auch die angestrebte Verkehrswende davon ab, dass mehr Mädchen und Jungen zu sicheren Radfahrern und Radfahrerinnen werden und somit das Rad als umweltfreundliches Verkehrsmittel noch mehr genutzt wird: „Es besteht also Handlungsbedarf.“ In Zukunft möchte Nölle jährliche Fahrradintensivkurse anbieten und hofft auf die dafür benötigten Sponsoren. Denn die mehr als 16.000 Euro teure Premiere in diesem Jahr konnte nur mit der finanziellen Unterstützung der Bremer Bürgerstiftung, der Schuloffensive Bremen, der Unfallkasse Bremen, der Gewoba, der Umweltbildung Bremen, des Rotary Club Bremen Weser und der Bremischen Kinder- und Jugendstiftung realisiert werden. Dort ist man ebenfalls von der Wichtigkeit dieses Projekts überzeugt. „Bremer Bürger müssen in ihrer DANN haben, dass sie schwimmen und Fahrrad fahren können. Nur so kann man ein echter Bremer werden – deshalb war uns das so wichtig. Denn es geht darum, in dieser Stadt gemeinsam zu leben und niemanden auszuschließen“, sagt etwa Eberhard Muras, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Bremen.